Berthold Ebner
Führungskräftetrainer Leaders Academy
Welche echte Wertschätzung geben Sie Ihren Mitarbeitern?
Sie planen als Chef ein Mitarbeitergespräch. Sie haben den Termin und die Themen festgelegt, einen separaten Raum gewählt und sich einen Zeitraum von ca. 45 Minuten für den Dialog eingeplant. Mit einigen W-Fragen haben Sie sich sogar auf das Gespräch vorbereitet, wollen Interesse an ihrem Mitarbeiter zeigen.

Welchen Redeanteil wird Ihr Mitarbeiter in diesem Austausch wohl haben? Welchen Anteil Sie? Geben Sie Ihrem Mitarbeiter die Möglichkeit, sich mit einem Redeanteil von sagen wir 70 % zu seinen eigenen Bedürfnissen und Herausforderungen zu äußern? Werden Sie weniger als 30 % selbst reden?
Kennen Sie das?
Chefs führen Mitarbeitergespräche, sind jedoch mit ihrer Aufmerksamkeit oft nur unzureichend bei ihrem Gegenüber.
Immer wieder schauen sie zwischendurch auf ihr Smartphone oder auf den PC. Die Tür des Besprechungsraumes geht auf, Ihre Assistenz stört ungern, doch etwas ganz Dringendes muss noch schnell geklärt werden. Das Telefon läutet, Sie nehmen an und unterbrechen den Dialog mit Ihrem Mitarbeiter. „Ich muss da eben mal ran, eine echt wichtige Sache.“ Nach dem Telefonat: „Wo waren wir eben stehengeblieben?“
Welche Wertschätzung gegenüber Ihrem Mitarbeiter drücken Sie damit aus?
Fragen Sie sich, wie oft Sie in Mitarbeitergesprächen mit anderen Dingen beschäftigt sind. Unkonzentriert und eben nicht fokussiert sind. Abgelenkt durch eine neue Eingangs-Mail, durch die Vibration des neben Ihnen liegenden Smartphone.
Wodurch zeigen Sie, dass Sie die Botschaft des Mitarbeiters verstanden haben? Wie nehmen Sie Ihn als Gegenüber wahr? Emotional und sozial? Wie genau hören Sie ihm zu?

Leader fokussieren sich zu 100 Prozent.
Echte Leader zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich hundertprozentig auf das Gespräch konzentrieren. Störungen nicht zulassen. Die Wertschätzung und den Fokus ganz beim Gegenüber haben. Den anderen zum Reden bringen, indem sie qualifizierte Fragen stellen.
Zuhören bedeutet, den anderen (aus)reden zu lassen und sich damit zu beschäftigen, das was der Mitarbeiter erzählt wirklich zu verstehen. Ehrliches Interesse und Akzeptanz zeigen. Inwiefern sind Sie in der Lage, sich in die Schuhe Ihres Mitarbeiters zu stellen? Dessen Brille aufzusetzen und zu ergründen, weshalb er so und nicht anders argumentiert? Wie gut fühlt sich Ihr Mitarbeiter von Ihnen verstanden? Können Sie seine Sichtweise nachvollziehen?
Dies bedeutet nicht, dass Sie mit seiner Meinung immer einverstanden sein müssen. Doch Sie sollten verstehen, wie er sich seine Meinung gebildet hat, sein Standpunkt zustande gekommen ist.
Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter dabei, mit eigenen Ideen und Lösungen an Sie heranzutreten. Helfen Sie Ihnen, eigene Lösungsvorschläge zu kreieren. Machen Sie sie zu Mitdenkern. Vielleicht birgt der Vorschlag Ihres Mitarbeiters tatsächlich die beste Idee, um das Problem effektiv zu lösen. Gute Ideen bringen Ihr Unternehmen weiter, und zwar unabhängig von der Person, die sie entwickelt hat. Daher nehmen Sie sich selbst ein Stück zurück und lassen Ihre Mitarbeiter neben sich wachsen.
Sind Sie als Chef derjenige, der das meiste Wissen hat?
Und Von allem die meiste Ahnung besitzt? Kommen Mitarbeiter mit einem Problem zu Ihnen, weil sie genau wissen, dass Sie als Chef immer eine Lösung haben? Keiner kann es so gut wie Sie. Sie fühlen sich geschmeichelt. Doch diese Art zu führen wird Ihre Mitarbeiter kleinhalten. Sie werden nicht wachsen können.
So können Sie Aufgaben, Kompetenz und Verantwortung nicht lösungsorientiert delegieren. Mitarbeiter werden immer wieder zu Ihnen kommen und von Ihnen die Lösung des Problems einfordern. Wenn Sie Ihren Mitarbeitern bei etlichen Themen helfen, diese zu lösen, ist dies nett gemeint, doch schlecht gemacht. Dann verlassen sich diese darauf, dass Sie für Sie denken.
Ja, der andere Weg ist zunächst beschwerlicher. Zeitaufwändig. Doch wenn Sie Mitdenker befähigen wollen, wird sich ein anderer Weg mittelfristig für Sie in jedem Fall bezahlt machen.
Helfen Sie Ihren Mitarbeitern dabei, Antworten selbst zu finden. Sich selbst Wissen und Erfahrungen anzueignen. Durch gezielte Fragen helfen Sie weiter, geben Tipps und bauen Brücken.
Wo liegt Ihr Fokus in der Führung? Auf dem Problem oder auf der Lösung? Welche Gedanken hat sich Ihr Mitarbeiter selbst schon gemacht, wenn er mit dem Problem zu Ihnen kommt? Welche Vorschläge und Ideen bringt er zum Gespräch mit?
Was konkret wird er als nächstes tun? Wie wird er das Problem in Zukunft lösen?
Dies sind die entscheidenden Fragen an Ihren Mitarbeiter. Er benennt selbst das Problem, erkennt klar, was, wie und wozu es dieses zu lösen gilt. Klingt in der Umsetzung nicht ganz so prickelnd. Doch versuchen Sie es einmal. Und wenn Sie Unterstützung benötigen, kontaktieren sie mich gerne.